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© Richard Lensit, Fritz Bauer Forum
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Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 wurden Tausende Menschen gefoltert und ermordet. Die Aufarbeitung dauert an und gilt als vorbildlich – ein Großteil der Täter wurde juristisch belangt, die Opfer entschädigt und an vielen Orten sind Gedenkstätten errichtet worden, die an die vielen Opfer und ihre Schicksale erinnern. Doch all das ist unter Präsident Javier Milei stark unter Beschuss. Die Erinnerung an die Militärdiktatur soll in den Hintergrund treten, es wurden zahlreiche Stellen und Mittel gestrichen, viele Einrichtungen und Institutionen sind akut von der Schließung bedroht. Das Ziel ist die Umdeutung der Diktatur, die bisher nur “einseitig” beleuchtet worden sei. Milei will die Notwendigkeit der Diktatur hervorheben, die eine Reaktion auf linken Guerillas gewesen sei. Wie die Zivilgesellschaft in Argentinien damit umgeht, was das für die Zukunft bedeutet und wie eine gelungene Erinnerungskultur überhaupt aussehen kann, darüber informieren und sprechen an diesem Abend Pedro Crovetto und Germán Wiener. Außerdem wird Valeria Vegh Weis online zugeschaltet sein und spricht über “Die Ping-Pong-Strategie: Gräueltaten aus dem Exil entgegentreten”. Live aus Argentinien zugeschaltet sein wird außerdem Belén Estefania Altamirando Taranto, die über die Suche nach der eigenen Identität und die aktuelle Situation der Abuleas de Córdoba sprechen wird.
Pedro Crovetto ist Sozial-, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler in Bochum. Er ist in Chile großgeworden und engagierte sich in Studentenorganisationen gegen die Pinochet-Diktatur. Als Lehrkraft für besondere Aufgaben ist er an der
Germán Wiener stammt aus Argentinien, er verließ das Land im Zuge von Repressionen durch die damals herrschende Militärdiktatur. Er arbeitete viele Jahre an der FH Dortmund, wo er Film und digitale Medien unterrichtete.
Dr. Valeria Vegh Weis, LL.M ist Argentinierin und lehrt Kriminologie und Transitional Justice an der Universität Buenos Aires (UBA) und der Nationalen Universität Quilmes (Argentinien). Derzeit ist sie Research Fellow am Zukunftskolleg der Universität Konstanz, wo sie über die Rolle von Menschenrechts- und Opferorganisationen bei der Aufarbeitung von Staatsverbrechen forscht. Von 2019 bis 2021 war Vegh Weis Alexander von Humboldt Post-Doktorandin an der Freien Universität Berlin, wo sie nach wie vor Staatsverbrecherkriminologie lehrt.
Belén Estefania Altamirando Taranto (Abuelas de Córdoba) wurde im Juni 1977 während der Gefangenschaft ihrer Mutter, Rosa Luján Taranto, geboren. Die junge Frau war im Mai 1977 zusammen mit ihrem Partner Horacio Antonio Altamiranda in Buenos Aires entführt worden, als sie im siebten Monat schwanger war. Die beiden wurden in dem geheimen Zentrum „El Vesubio“, gefangengehalten. Im folgenden Monat wurde Rosa zur Entbindung in das Militärkrankenhaus Campo de Mayo gebracht und anschließend nach Vesubio zurückgebracht, wo sie einem anderen Häftling erzählte, dass sie ein Mädchen bekommen hatte. Das Mädchen wurde der Christlichen Familienbewegung übergeben, die es zur Adoption freigab, als sie drei Monate alt war. Ihre Pflegefamilie nannte sie María Belén. Im Jahr 2005 beschloss sie, sich auf die Suche nach ihrer Herkunft zu machen. So meldete sie sich freiwillig bei der Zweigstelle der Großmütter in Córdoba, der Stadt, in der sie lebt. Mitte 2006 nahm sich die Nationale Kommission für das Recht auf Identität (Conadi) ihres Falles an. Nach einer Dokumentenprüfung ordnete die Organisation DNA-Tests an. Am 29. Juni 2007 teilte die Nationale Datenbank für genetische Daten mit, dass die junge Frau die Tochter von Rosa und Horacio ist.
Eine Veranstaltung des Fritz Bauer Forums
Titelbild: Museo Sitio de Memoria ESMA (Ausbildungseinrichtung der argentinischen Marine, während der Militärdiktatur Folterzentrum, heute Erinnerungsstätte). © Camilo Del Cerro, CC BY-SA 4.0, httpscommons.wikimedia.orgwindex.phpcurid=69367812
Magdalena Köhler (M.A.)
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