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Weil sie sich für die Rechte der Arbeitnehmer und der Frauen sowie gegen die Todesstrafe eingesetzt hat, soll Sharifeh Mohammadi am Galgen sterben.
Seit dem gewaltsamen Tod von Jina Masha Amini im September 2022 reißen die Proteste gegen das iranische Mullah-Regime nicht ab. Was in Deutschland wenig bekannt ist: Auch die und viele Belegschaften sind Teil dieser Widerstandsbewegung. Ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Center for Human Rights in Iran meldete allein im Juli Streiks in mehr als 115 Unternehmen der Öl- und Gasindustrie gegen unbezahlte Arbeit und gefährliche Arbeitsbedingungen. In mindestens 14 Städten gab es Kundgebungen gegen den drastischen Anstieg der Lebenshaltungskosten, gegen die unvollständige Auszahlung von Renten und für existenzsichernde Löhne. All diese Aktionen finden statt, obwohl Streikende und Demonstranten Entlassung, Inhaftierung und Schlimmeres riskieren! Gewerkschaften
Zu den Opfern der brutalen staatlichen Repression zählt die im Iran bekannte Gewerkschafterin Sharifeh Mohammadi. Sie ist 45 Jahre alt, Ingenieurin von Beruf und Mutter eines 12jährigen Sohnes. Sie hat sich für die Rechte der Frauen und der Arbeitnehmer*innen eingesetzt, unter anderem im Rahmen eines „Koordinationskomitees zur Bildung von Arbeiterorganisationen im Iran“. Sie wurde unter dem Vorwurf der „Propaganda gegen das System“ am 5. Dezember 2023 von Angehörigen des iranischen Geheimdienstes verhaftet, mehrfach gefoltert und misshandelt. Man wollte sie zu einem Geständnis zwingen. Amnesty International schreibt über den Prozess: Er „bestand aus einer 30-minütigen Anhörung, die am 9. Juni 2024 stattfand und in keiner Weise den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprach. Sie wurde per Videokonferenz aus dem Gefängnis zugeschaltet und durfte sich nicht äußern. In dem Urteil werden ihre friedlichen Menschenrechtsaktivitäten als ‚Beweismittel‘ gegen sie angeführt, u. a. der Besitz von Dokumenten, in denen Unterstützung für weibliche Gefangene zum Ausdruck gebracht wird, sowie ihr Einsatz gegen die Todesstrafe (…).
Ende Juni erging dann das Todesurteil, nach einer Justiz-Farce von einer halben Stunde Dauer! Es steht in einer Reihe von drakonischen Urteilen, mit denen das Mullah-Regime den Kampf für Demokratie und Menschenwürde brechen wollen. 853 Todesurteile wurden letztes Jahr im Iran vollstreckt. Im ersten Halbjahr 2024 waren es 400, allein im August 81. Die Hinrichtungen werden mitunter auf öffentlichen Plätzen an Baukränen vollzogen…”
Sofort nach Bekanntwerden des furchtbaren Urteils gegen Sharifeh regte sich im Iran Widerstand, wie Human Rights Watch berichtet. So erklärte Esmail Abdi, führendes Mitglied der iranischen Lehrergewerkschaft und selbst jahrelang in Haft: „Nahezu alle engagierten Arbeiter- und Menschenrechtsaktivisten, Intellektuelle, Schriftsteller, und Basisinitiativen haben gegen die fingierten Anschuldigungen und gegen die ungerechte, gegen Sharifeh Mohammadi verhängte Strafe protestiert. Diese breite Unterstützung unterstreicht ihre Glaubwürdigkeit. Sie muss sofort und bedingungslos freigelassen werden.“ Selbst aus den Gefängnissen heraus wurde die Forderung nach Aufhebung des Urteils erhoben, beispielsweise von inhaftierten Angehörigen der Teheraner Busfahrergewerkschaft und von einer Gruppe weiblicher Gefangener im wegen der dortigen Folterpraxis berüchtigten Evin-Gefängnis. Sie warnten davor, dass der Schuldspruch gegen Sharifeh „ein Vorläufer für weitere schwere Urteile gegen andere Gegner der Islamischen Republik sein könnte.“ Gewerkschaften
Durch Terror und Justizmord wollen sich die Mullahs an der Macht halten. Mit der willkürlichen Todesstrafe gegen Sharifeh Mohammadi sollen alle iranischen Arbeitnehmer*innen, die Jugendlichen und Frauen getroffen werden. Sharifeh braucht unsere Solidarität! Sie bedeutet zugleich Solidarität mit allen politischen Gefangenen im Iran und allen, die dort für Freiheit und Menschenrechte kämpfen.
Amnesty International
organisiert eine Online-Petition an die iranische Botschaft,um deren Unterstützung und Verbreitung wir bitten!
Für die sofortige Aufhebung des Todesurteils gegen Sharifeh Mohammadi und ihre unverzügliche Freilassung: https://www.amnesty.de/mitmachen/urgent-action/iran-drohende-hinrichtung-2024-09-10