Fritz Bauer-Filme

Dokumentar- und Spielfilme

2010

Fritz Bauer – Tod auf Raten

Auf einen Spielfilm, der dem mutigen und politisch engagierten Generalstaatsanwalt Dr. Fritz M. Bauer den ihm gebührenden Platz in der Geschichte einräumt, müssen wir noch warten. Mit welchem Nachdruck und persönlichem Einsatz der Jurist sich für seine Sache engagierte, dies zeigt jedoch ein ausgezeichneter Dokumentarfilm.

Dieser erste Dokumentarfilm über Bauer, der sein Credo für eine offene Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte spannend ins Bild setzt, erschien 2010: FRITZ BAUER – TOD AUF RATEN, ein Film der Berliner Regisseurin, Produzentin und Autorin Ilona Ziok (CV Films). Sie hat viele Jahre an ihrem Fritz Bauer-Projekt gearbeitet und ihre filmisch-dokumentarische Darstellung ist bislang unübertroffen. Der Dokumentarfilm verdeutlicht Bauer Hauptanliegen, die Entnazifizierung und Rehabilitierung des Widerstands, anhand zahlreicher Beispiele und macht deutlich, gegen welche Abwehrfront er dabei zu kämpfen hatte.

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2015

Der Staat gegen Fritz Bauer

Einige Zeit nach dem Erscheinen der ersten Bauer-Biographie von Irmtrud Wojak (2009) und dem Film von Ilona Ziok (2010) veröffentlichte ein Gastwissenschaftler des nach dem Generalstaatsanwalt benannten Instituts in Frankfurt/M., der Jurist und Journalist Ronen Steinke, das Buch Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht im Münchner Piper Verlag (2013). In eingeweihten Kreisen erwartete man sich davon eine Sensation. Das Privatleben des Protagonisten sollte enthüllt werden, von dem der Autor und das Institut fälschlich behaupteten, die Regisseurin Ilona Ziok habe sie unter den Tisch gekehrt.

Herausgekommen ist dabei ein angeblich schwuler Nazi-Jäger, der sich bei seiner Menschenjagd mühsam mit Tabletten und Alkohol aufrecht hält, angeblich seine SPD-Parteifreunde im KZ mit einem „Treuebekenntnis“ an die Nazis verraten hat und, als wäre das nicht schon genügend reißerisch, auch noch aus Angst vor den neuen-alten Nazis und Antisemitismus in bundesrepublikanischen Ämtern seine Herkunft aus einer Familie jüdischen Glaubens verleugnet habe. Kurze Zeit später wurde dieser Plot in einen Spielfilm über Bauer verwandelt, der all die bekannten Vorurteilsbilder rechter Tendenzen, denen hier zum Tanz aufgepielt wurde, weiter ausmalte und den historischen Fritz Bauer bis zur Karikatur seiner selbst verzeichnete.

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1964/2014

Heute Abend Kellerclub

Man möchte meinen, damit genug der „Demontage des Generalstaatsanwalts Dr. Fritz Bauer“, die Erardo C. Rautenberg, damals Brandenburgs Generalstaatsanwalt, in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT und der Bremer Journalist und Autor Kurt Nelhiebel, im Berliner TAGESSPIEGEL sowie in zahlreichen Artikeln publik machten. Doch es erschien auch noch ein hollywoodträchtiger tränenrühriger Spielfilm über den Auschwitz-Prozeß (IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS, 2014, Regisseur Giulio Ricciarelli), in dem Fritz Bauer wie eine Art Guru die Fäden im Hintergrund zieht, sich aber angeblich nicht wirklich für die NS-Prozesse interessiert hat (was ziemlich absurd ist).

Gelungen ist dagegen eine DVD mit dem Original-Fritz Bauer („Gespräche, Interviews und Reden aus den Fernseharchiven 1961-1968“, Redaktion: Bettina Schulte-Strathaus), die – ebenfalls 2014 – von absolut Medien GmbH veröffentlicht wurde. Die DVD ist ausgesprochen sehenswert und enthält auch das vielleicht bekannteste Gespräch mit Dr. Fritz Bauer in der Sendereihe des Hessischen Rundfunks „HEUTE ABEND KELLERKLUB“, das 1964 aufgezeichnet wurde und auf You Tube abrufbar ist. Es ist immer gut, den Protagonisten der Geschichte selbst zuzuhören.

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2014

Phoenix

Ganz besonders zu erwähnen ist ein deutscher Spielfilm des Berliner Regisseurs Christian Petzold, der das Filmdrehbuch gemeinsam mit Harun Farocki (1944-2014) verfasste. C. Petzold widmete den Film „PHOENIX“ 2014 Generalstaatsanwalt Dr. Bauer, weil er Jahre zuvor im Jüdischen Museum einen Film über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse gesehen hatte. Der Film ist in jeder Hinsicht merkwürdig und überzeugt durch seine ungewöhnliche Offenheit im Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus und dessen Weiterleben nach 1945. Die Kulturredakteurin der TAZ, Christina Nord, hat in ihrer Rezension unter dem Titel „Aus dem Reich der Toten“benannt, warum der Film auch hier ausdrücklich hervorgehoben wird:

„Die Klarheit, mit der ‚Phoenix‘ die Möglichkeit einer Liebe zwischen einem nichtjüdischen Deutschen und einer jüdischen Deutschen verwirft, macht es unmöglich, die NS-Verbrechen aus den Augen zu verlieren. Es ist etwas Fundamentales geschehen, und dem muss man sich stellen. Nicht umsonst ist der Film Fritz Bauer gewidmet, dem Remigranten, der als erster Staatsanwalt in Westdeutschland dafür sorgte, dass Naziverbrecher vor Gericht gestellt wurden.“ Im Gegensatz zu DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER oder IM LABYRINTH DER SCHULD ist C. Petzolds Film nicht dem Mainstream weichgespülter deutscher Erfolgsgeschichte angepasst, die Deutschen sind für ihn kein Volk von Opfern und er ist auch nicht auf der Suche nach einer „nationalsozialistischen Moral“ anständig gebliebener Deutscher – ein Film über geschichtliche Wahrheit(en), verratene Liebe und offene Fragen.

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Tobias Fetzer

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